Unser Vorsitzender Martin Meyer schreibt uns aus Israel:
Vor wenigen Tagen kam ich wieder einmal in Israel an. Es stehen die jährlich stattfindenden Gespräche mit verantwortlichen Mitarbeitern an; dazu gehört besonders in dieser Zeit das Planen nach vorne, was angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten schwer genug ist. Momentan scheitern alle Pläne und Gedanken immer wieder an der harten Realität, dass wir zu wenig Volontäre aussenden können. Der Aufruf in Deutschland um mehr Volontäre ist seit Monaten geprägt von einer dankbaren Anerkennung einerseits, andererseits aber von einer deutlichen Zurückhaltung: »Ja, das wäre etwas für mich – aber nicht jetzt!«
Unsere Gespräche kommen immer wieder zu dem Ergebnis: Wir planen wohl für die Zukunft, aber momentan heißt es für uns einfach einmal: »Weitermachen in Treue, wie in den letzten Monaten!«
Unser Gästehaus in Shavei Zion ist weiter offen für Menschen und Gruppen des Volkes Israel aus Nachbarschaft und Umgebung, die aufgrund der angespannten Lage in verschiedenste Nöte kamen; wir staunen, wie wir dadurch zu einem anerkannten und geschätzten Ort des Friedens und der Nähe zum Gott Israels geworden sind.
Auch in Maalot geht der Dienst an den Heimbewohnern weiter wie immer, nur dass wir die leergewordenen Betten nicht mehr füllen können, weil wir zu wenig helfende Hände vor Ort haben. Das tut weh, und doch bleibt dies der uns vor die Hände und aufs Herz gelegte Auftrag hier in Israel.
Dann kam der 13. Juni
Morgens um 3 Uhr werden wir alle unvermittelt durch die Alarmsirenen geweckt. »Doch nicht etwa der Iran!?« schießt es durch den Kopf. Die Alarm-Apps geben schnell die Nachricht weiter: Israels Luftangriff auf den Iran hat begonnen und wir erwarten Raketenangriffe von dort.
Die Entscheidung ist schnell und folgerichtig getroffen: Alle Heimbewohner sofort in den Bunker evakuieren! Im Nu stehen alle Mitarbeiter auf Station, schon rollen die ersten Pflegebetten Richtung Aufzug, die nötigen Geräte und Unterlagen kommen dazu, ein emsiges Arbeiten beginnt, und das Erstaunlichste: Jeder weiß Bescheid, wo er anzupacken hat, es läuft Hand in Hand.
Nur 30 Minuten nach der Entscheidung für den Umzug in den Bunker sind alle 13 Heimbewohner im sicheren Bereich unter Tage. Um 4 Uhr ist der komplette Umzug abgeschlossen.
So sind wir also wieder im Bunker. Es ist der 13.6.2025, genau sechs Monate nach dem freudenreichen Auszug aus dem Bunker zum Ende des Hisbollah-Kriegs am 13.12.2024. Alles ist sehr schnell wieder auf Bunker-Modus umgestellt. Hier muss einfach der selbstlose und professionelle Einsatz unserer Langzeitmitarbeiter und Volontäre unter der Leitung von Micha und Karin Bayer anerkennend genannt werden!
Der Tag vergeht mit den notwendigen Handgriffen und dem Eingewöhnen auf die Platzenge im Pflegebunker. Nach der Feier zum gemeinsamen Schabbat-Empfang und dem Festessen, das unmittelbar vor den beiden Bunkertüren stattfinden muss, sucht jeder seinen Schlafplatz in einem der Stockbetten im Mitarbeiterbunker auf.
Auch für den Gast aus Deutschland ist gesorgt. Zusammen mit Micha Bayer belege ich die »Suite am Bunkereingang«, eine Nische unter der Treppe, die zum Bunker führt. Gerade groß genug für zwei Brüder, die einvernehmlich nebeneinander auf dem Boden schlafen – die beiden wichtigsten Nachrichtenquellen an ihrem Kopfende: Bibel und Handy.
Mir fiel dankbar auf, wie die Oberrabbiner in Israel zum Schabbat-Anfang die Bevölkerung aufriefen, mehr zu beten mit Psalmen wie Psalm 20:
»Der HERR antworte dir am Tage der Drangsal, der Name des Gottes Jakobs schütze dich! Er sende dir Hilfe aus dem Heiligtum und stärke dich aus Zion. – Jene rühmen sich der Wagen und diese der Rosse. Wir aber des Namens des HERRN, unseres Gottes.« (Verse 2.3.8)
Und noch eines erfüllt mich mit Dankbarkeit: Es gibt die treuen Beter, die hinter unserem Einsatz und dem ganzen Werk Zedakah stehen. Unser HERR gebe allen, die sich hier mit einreihen, die nötige Ausdauer für diesen Dienst!
