Die Konzentrationslager des Dritten Reiches sind wohl mit großem Abstand das Schrecklichste, Grausamste und Beschämendste, was Deutschland in seiner Geschichte hervorgebracht hat. Hier wurden Juden, »Zigeuner«, Polen, Russen, politisch Andersdenkende und wer sonst nicht in das Schema von Hitlers Drittem Reich passte gesammelt und gefangengehalten. Im Laufe des Krieges wurden mehrere Lager zu regelrechten Tötungsmaschinerien ausgebaut und in den Jahren 1942 bis 1945 wurden vor allem Juden systematisch und in großer Zahl vernichtet. In Gaskammern oder durch Massenerschießungen wurden Tausende, ja Millionen von Menschen getötet. Anschließend vergruben Angehörige der SS die Leichen in riesigen Massengräbern oder verbrannten sie in Krematorien zu Asche. Völkermord als industrieller Prozess, der mit deutscher Gründlichkeit durchgeführt wurde. Alles in allem gab es 20 Hauptlager mit insgesamt bis zu 2000 Nebenlagern.

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Das größte Vernichtungslager war Auschwitz-Birkenau, das erst am 26. Mai 1940 in Betrieb genommen wurde und einschließlich seiner Nebenlager bis zu 155.000 Menschen fasste. Im August 1944 erreichte die Lagerbevölkerung mit 105.168 Insassen ihr Maximum. Die geschätzte Anzahl der Todesopfer allein in den Gaskammern von Auschwitz beträgt 1,1 bis 1,5 Millionen, darunter etwa eine Million Juden, Polen, »Zigeuner« und sowjetische Kriegsgefangene. Etwa 330.000 Menschen starben an anderen Ursachen. Schon während das Lager gebaut wurde, starben unter unmenschlichen Bedingungen 10.000 sowjetische Kriegsgefangene. Auschwitz-Birkenau wurde zum berüchtigsten Mordschauplatz aller Zeiten.

Nur insgesamt etwa 200.000 Gefangene überlebten Auschwitz. Bei der Befreiung am 27. Januar 1945 durch die sowjetische Armee wurden 7000 Überlebende aufgefunden, die sich in einem erbärmlichen Zustand befanden. Kurz zuvor hatten die Deutschen 58.000 gehfähige Gefangene evakuiert.

Schon die Propheten der Bibel deuteten vor etwa 3500 Jahren die Zerstreuung der Juden in alle Welt an, die 70 n.Chr. eintrat, sowie die Heimatlosigkeit und Misshandlung der Juden während der fast 2000-jährigen Diaspora. Jeremia kündigte an: »Man nennt dich: ›die Verstoßene‹ und: ›Zion, nach der niemand fragt‹«.

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Doch die Propheten sahen nicht nur die Zerstreuung voraus, sondern auch die Rückkehr ins alte, gelobte Land, die sich im 20. Jahrhundert vollzogen hat. Der Prophet Jesaja schrieb: »Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Ich werde deine Kinder aus dem Osten holen und dich aus dem Westen sammeln. Zum Norden sage ich: ›Gib her!‹ und zum Süden: ›Halte niemanden zurück! Bring meine Söhne aus der Ferne, meine Töchter aus allen Winkeln der Erde.‹« (Jesaja 43,5–6)

Hesekiel weissagte im Namen Gottes: »Denn so spricht Gott, der HERR: Jetzt will ich selbst für meine Schafe sorgen und mich um sie kümmern. Wie sich ein Hirte um seine Schafe kümmert, wenn sie sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und sie aus allen Orten befreien, wohin sie an jenem finsteren, bedrohlichen Tag zerstreut wurden. Ich werde sie aus den Völkern herausführen und aus den Ländern sammeln und in ihr Land zurückbringen. Ich werde sie auf den Bergen von Israel auf die Weide führen, an den Flüssen, und überall dort, wo Menschen im Land leben. Ja, ich werde ihnen gute Weide geben, auf den hohen Bergen von Israel soll ihr Weideplatz sein. Dort auf den Bergen von Israel werden sie auf einem guten Weideplatz lagern und auf fetten Wiesen grasen. Ich selbst werde für meine Schafe sorgen und sie lagern lassen, spricht Gott, der HERR.« (Hesekiel 34,11–15)

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Fluch und Verheißung: innerhalb weniger Jahre – von 1938 bis 1948 – erfüllte sich beides wörtlich: Die Begriffe Zionismus und Holocaust sprechen den größten anzunehmenden Widerspruch an – das ersehnte Glück einer Heimat im Heiligen Land einerseits und andererseits die fast vollständige Auslöschung des europäischen Judentums in seiner bisherigen Heimat – und doch sind sie auf schicksalhafte Weise fest miteinander verwoben.

»Zion« heißt ein Hügel in Jerusalem und der Name ist gleichzeitig das biblische Synonym für diese Stadt. Seit Jahrhunderten beenden die Juden das Passahfest mit dem sehnsuchtsvollen Ausspruch: »Nächstes Jahr in Jerusalem.« Auf Zion – auf Jerusalem – zentrierte sich das Denken, wenn die Juden 2000 Jahre lang von ihrer Rückkehr träumten. »Zionismus« bezeichnet die politische Bewegung, die dem jüdischen Volk die Rückkehr in die Heimat ermöglichte.