Im Pflegeheim Beth Elieser in Maalot schlafen und arbeiten unsere Mitarbeiter seit nun schon wieder neun Tagen auf der Bunkerebene. Hier lassen sie uns an ihrem Alltag teilhaben:

Mirjam
Vor knapp vier Monaten bin ich nach anderthalb Jahren in Deutschland erneut zu Zedakah nach Israel gekommen. War ich das letzte Mal in Shavei Zion, darf ich jetzt in Maalot im Pflegeheim arbeiten. Nachdem der erste Einsatz geprägt war von den Ereignissen des 7. Oktobers 2023, habe ich mich sehr gefreut, dieses Mal alle möglichen Freiheiten genießen zu können.
So konnte ich bisher viel von dem sehen, was das letzte Mal wegen des Libanon-Kriegs tabu gewesen war. Und auf einmal war ich im Pflegeheim die Einzige, die noch nie im Bunker gearbeitet hatte. Was für ein Geschenk. Eigentlich …
Denn dann kam der Freitag, der 13.6.2025, um 3:00 Uhr mitten in der Nacht: Alarm. Plötzlich saß ich im Bett und fragte mich, was los war. Der Gang ins Bad (sicherster Raum im Zimmer) war etwas zögerlich, weil auf dem Handy nur eine Warnung, aber kein Raketenalarm angezeigt wurde. War das eine Probe der Sirenen?
Wir wollten schon wieder ins Bett gehen, als die Nachricht kam: »Wir ziehen ALLE in den Bunker. Wer kann, soll auf Station kommen, um die Heimbewohner zu evakuieren. Israel greift den Iran an.«
Gesagt, getan! Innerhalb kürzester Zeit war alles vonstatten gegangen. Die Heimbewohner waren sicher im Heimbewohner- und auch einige unserer Habseligkeiten im Mitarbeiter-Bunker verstaut.
Kaum hatte ich mich oben auf Station eingelebt, muss ich mich nun wieder an eine neue Realität gewöhnen. Der Ablauf ist im Prinzip der gleiche wie auf Station, doch findet alles in einem Raum statt, der nicht viel Bewegungsfreiheit ermöglicht.
Ist plötzlich Alarm, kommen auch die Mitarbeiter aus den anderen Bereichen in den Bunker und wir als Pflegekräfte sind bemüht, trotz des Trubels die Privatsphäre der Heimbewohner zu wahren und diese beispielsweise weiter zu duschen oder beim Toilettengang zu begleiten. Dass da manchmal nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Kopf Chaos entsteht, kann man sich, glaube ich, gut vorstellen.
Viele fragen, ob wir uns auch mal im Freien, außerhalb des Bunkers aufhalten können. Ja, das ist in der Regel möglich. Denn meistens haben wir aktuell »nur« etwa ein bis vier Alarme täglich (inklusive Nacht). Trotzdem muss man immer sein Handy mit der Warnapp dabeihaben, um rechtzeitig die Vorwarnung zu bekommen. Innerhalb kürzester Zeit kann eine Beschäftigung spontan im Bunkerbesuch enden. Z. B. während des Workouts, der Bibelstunde oder während eines Spieleabends.
Angst habe ich keine. Wir haben einen Bunker, der trotz der Enge mittlerweile ganz gemütlich ist. Und auch die Gemeinschaft, die zwangsläufig intensiver geworden ist, weil alle Mitarbeiter im Bunker schlafen müssen, genieße ich sehr. Man lernt den einen oder anderen nochmal besser kennen. Ich bin dankbar, dass wir Gottes schützende Hand hier ganz praktisch erleben dürfen. Wie oft haben wir um uns herum Alarme, aber nicht direkt in Maalot. Gott ist es, der die Arbeit »unter Tage« trotzdem mit Spaß und Freude segnet und uns eine gute und friedliche Gemeinschaft schenkt. Danke für jedes eurer Gebete!
Anna
Mich bewegt es sehr, dass wir auch in dieser Situation was zum Danken finden können: Unsere Großküche war nach dem Bunkerauszug unten geblieben, da die neue Küche noch mit manchem ausgestattet werden musste. So können wir in der Struktur weiterarbeiten, die wir schon seit fast zwei Jahren kennen und optimiert haben. Neu ist, dass wir aufgrund der Sprengkraft der iranischen Raketen bei Alarm nicht weiterarbeiten können, sondern die Zeit bis zur Entwarnung im Pflegebunker abwarten müssen. Wenn ich Bilder und Videos sehe von Menschen, die in Tel Aviv oder Jerusalem die Nächte in U-Bahnstationen verbringen, um sicher zu sein, bin ich dankbar, dass wir unseren eigenen, gut ausgestatteten Bunker haben. Trotz aller Enge sind wir sehr privilegiert.
Hanna
Bunker und Garten scheinen erst einmal sehr konträr. Wie wertvoll jeder Augenblick ist, den man draußen verbringen kann, wissen wir aus der letzten Bunkerphase.
Allerdings …
… ist der Garten leider viel zu weit weg, um den Bunker bei Alarm rechtzeitig zu erreichen.
… ist der schmale Gang zu unserem Mitarbeiterbunker schmutzig und von Spinnen bewohnt.
… ist der zweite Zugang von außen die Abholstelle für jeglichen Müll.
Ich liebe die Herausforderung, daraus Plätze für Verschnaufpausen und Erholung zu gestalten.
Die Pflanzkübel, die noch von der vergangenen Bunkerzeit auf ihren Einsatz warteten, wurden wieder platziert, die Balkonkästen aus dem Garten geholt, ein Holzstapel aufgestapelt, Bänke gerückt, Tische getragen – und schon ist mit den gegebenen Mitteln, die zu Verfügung stehen, ein neuer »Garten« entstanden. Sogar ein kleiner Pool – besser: Planschbecken – gehört dazu.
Manchmal kommt der Garten auch in den Bunker: Die Schildkröte, die sich eigentlich nur sonnen wollte, wurde kurzerhand in den Bunker getragen und bestaunt.
Eine große Freude sind nach wie vor unsere sechs Kaninchen, die mit in den »Bunkergarten« gezogen sind und so gut beobachtet und gestreichelt werden können.
Lilli

Ich bin mit meiner jüngsten Schwester und meiner Mutter am 8. Juni nach Israel gereist, um meine Schwester Renita zu besuchen, die im Haus Beth Elieser für zwei Jahre als Volontärin arbeitet. Wir waren die ersten Tage unserer Reise hier in Maalot und haben einige Ausflüge in den Norden Israels gemacht. Als wir am 12. Juni in Jerusalem anreisten, um dort die restliche Zeit zu verbringen, wurde unser Plan durch den ersten Alarm in der Nacht auf den 13.6. schlagartig zunichte gemacht. Auch wenn wir manchmal Gottes Wege nicht ganz verstehen, sind wir sehr dankbar und glücklich, dass er für uns sorgt.
Wir wurden von Karin Bayer kontaktiert und gefragt, ob wir nicht wieder ins Haus Beth Elieser kommen möchten. Im Vertrauen auf Gott und seinen Schutz, sind wir dann am 16. Juni morgens wieder nach Maalot gefahren.
Wir wurden sehr herzlich empfangen und haben ein kleines Apartment bekommen, wo wir tagsüber sein können. Wenn es zu einem Alarm kommt, haben wir hier auch eine gemütliche Ecke im Bunker mit einem selbst erstellten »Boxspringbett« (bestehend aus vielen unterschiedlichen Matratzen), wo wir uns sicher fühlen.
Wir konnten hier schon etwas mithelfen, z. B. in der Küche oder beim Ausräumen eines Möbellagers, und damit gleichzeitig auch einen tieferen Einblick in die Arbeit der Mitarbeiter hier bekommen. Es ist sehr beeindruckend, wie viel Liebe die Mitarbeiter hier zu den Heimbewohnern haben und sie so gut versorgen. Wir sind auch sehr dankbar, dass Gott so für uns gesorgt hat und wir hier die Herzlichkeit und Wärme von Gottes Familie erfahren dürfen. Möge Gott die Arbeit und sein Volk Israel segnen!
Vielen Dank für alle Gebetsunterstützung. Bitte denkt dabei auch an die neuen Volontäre, die sich in dieser unsicheren Zeit auf ihren Israeleinsatz vorbereiten. Eine interne Nachricht aus der »Dienstplanabteilung« zeigt auch den nach wie vor großen Bedarf an weiterer praktischer Unterstützung durch Jahresvolontäre: »Jetzt wird es mit jeder Woche knapper … Lasst uns beten und uns überraschen lassen, dass unser Herr uns Hilfe schenkt.«
Mit der Hoffnung auf Gottes Eingreifen und seine Wunder in dieser schweren Zeit beten wir vertrauensvoll für Israel und uns, die wir sie durch diese Tage begleiten: »Zu dir, HERR rufe ich …Gepriesen sei der HERR, denn er hat die Stimme meines Flehens gehört. Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein Herz vertraut, und mir ist geholfen worden; daher jubelt mein Herz, und ich will ihn preisen mit meinem Lied. Der HERR ist ihre Stärke, und er ist eine rettende Burg für seinen Gesalbten. Rette dein Volk und segne dein Erbteil; weide sie und trage sie bis in Ewigkeit!« (Psalm 28,1.6-9)

