80 Jahre nach Auschwitz – Erinnerungen in Gesprächen und Zeichnungen

Veranstaltungsreihe und Ausstellungspremiere im Stuttgarter Neuen Schloss

Vor 80 Jahren – am 27. Januar 1945, etwa drei Monate vor Kriegsende – wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Über eine Million Menschen waren dort ermordet worden.

Nur noch wenige derjenigen sind am Leben, die Auschwitz überlebt haben – Arie Pinsker ist einer von ihnen. Der 94-Jährige wird vom 27. bis 30. Januar bei einer Veranstaltungsreihe im Neuen Schloss in Stuttgart zu Gast sein.

»80 Jahre nach Auschwitz – unsere Verantwortung heute«, so sind die Tage im Schloss überschrieben, Veranstalter ist die Projekt-Initiative »Papierblatt«, die ihre Ursprünge im Nordschwarzwald hat und eine Wanderausstellung mit dem Titel »Holocaust gezeichnet« präsentiert. »Papierblatt« ist ein Netzwerk aus gemeinnützigen Organisationen und kirchlichen Bildungsträgern: Lehrkräfte, Medienfachleute und Programmierer haben seit fast zehn Jahren viel Arbeit in die Unterrichts- und Informationsplattform »www.papierblatt.de« gesteckt, auch mehrere Bücher wurden publiziert. Gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung und die Bertold Leibinger Stiftung ist nun eine Ausstellung entstanden, die ausdrucksstarke Illustrationen der Zeitzeugin Ella Liebermann-Shiber (1923–1998) präsentiert.

Arie Pinsker

Der 27. Januar ist offizieller Holocaust-Gedenktag, eingeführt von den Vereinten Nationen im Jahr 2005. Mit einem Gedenkabend am 27. Januar 2025 ab 19 Uhr wollen die Veranstalter »innehalten, begegnen, weitergehen«. Prof. Barbara Traub von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg werden Grußworte halten. Danach führt Schuldekan Thorsten Trautwein aus Calw, einer der Initiatoren des Papierblatt-Projekts, Gespräche mit Arie Pinsker, der im Alter von 13 Jahren ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau kam, sowie mit Dr. Fredy Kahn, Sohn von KZ-Überlebenden aus Stuttgart und Baisingen.

Auch die Ausstellungspremiere von »Holocaust gezeichnet« ist Teil dieses Abends, als Gäste sind Ada und Jacob Waits dabei, die Tochter der Künstlerin und ihr Mann. Für die musikalische Gestaltung ist der Chor des Ev. Heidehof-Gymnasiums Stuttgart eingeladen, den Gedenkteil wird Kantor Nathan Goldman mitgestalten.

Bereits vor dem Gedenkabend gibt es um 16 Uhr ein Podiumsgespräch über die Erinnerung und Verantwortung in Schule und Gesellschaft. Es wirken mit: Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, Prof. Dr. Reinhold Boschki, (Universität Tübingen), Dr. Annegret Südland (RPI Karlsruhe), Prof. Barbara Traub (IRGW), Prof. Dr. Fahimah Ulfat (Universität Tübingen) sowie Ada Waits.

Da die Teilnahmemöglichkeiten vor Ort begrenzt sind, werden beide Veranstaltungen per Livestream übertragen (www.papierblatt.de). Vor Ort können sowohl die Ausstellung als auch der »Papierblatt-Showroom« besichtigt werden. Bei Getränken und Häppchen wird Zeit zur Begegnung sein, auch hier sind Schülerinnen und Schüler einbezogen: Eine Projektgruppe der Mildred-Scheel-Schule in Böblingen sorgt für das Catering.

Am Dienstag, dem 28. Januar gibt es zwei Veranstaltungen für besondere Zielgruppen: Eine Fortbildung für Lehrkräfte aller Schularten ab 14.30 Uhr sowie einen Begegnungsabend für Führungskräfte und Verantwortliche aus Landtag, Wirtschaft und Öffentlichkeit um 19 Uhr.

Mittwoch und Donnerstag stehen für Schulklassen zur Verfügung, die bereits einen Besuch der Ausstellung gebucht haben. Über die Internetseite www.holocaust-gezeichnet.de ist darüber hinaus die Buchung der Wanderausstellung möglich, die an Schulen, in Gemeindezentren und Begegnungsstätten eingesetzt werden kann. Es gibt Angebote zur Vor- und Nachbereitung einer Ausstellungsbegehung mit Schulklassen. Wer möchte, kann die Ausstellung während bestimmter Zeitfenster auch im »IP-Zentrum« besuchen.