
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation der deutschen Nationalsozialisten. Die NS-Zeit hat auch im Nordschwarzwald erschütternde Spuren hinterlassen: von der Indoktrination über die Deportation von Juden und Kommunisten sowie die Ermordung von Kranken und Zwangsarbeitern bis hin zu Zwangssterilisationen waren es Jahre grausamer Menschenverachtung.
Der siebte Band der »Edition Papierblatt« mit dem Titel »Der Kreis Calw in der Zeit des Nationalsozialismus« wurde von Gabriel Stängle aus Nagold und Schuldekan Thorsten Trautwein herausgegeben und am 16. Juli im Landratsamt Calw gemeinsam mit Förderern und Autoren der Presse vorgestellt. Inzwischen haben die Pforzheimer Zeitung und der Schwarzwälder Bote ausführlich über die Neuerscheinung berichtet, die neben den Schicksalen von Opfern auch die Entstehung und Etablierung der NSDAP sowie ihre Leitungsstrukturen in unserer Region darstellt.
Auch der Kirchenbezirk Calw-Nagold hat das Projekt unterstützt – und so war Dekan Erich Hartmann im Landratsamt mit dabei und erzählte in seinem Grußwort von einem persönlichen Erlebnis mit dem Buch, das in beiden Zeitungsartikeln aufgegriffen wurde: Beim ersten Durchblättern des Buchs sei er auf den Namen seines eigenen Lehrers im Christophorus-Gymnasium in Altensteig gestoßen, dessen dunkle Nazi-Vergangenheit durch die Forschungen für einen Buch-Artikel beleuchtet worden ist. »Ich habe ihn gemocht«, so Hartmann, »Das macht mich heute betroffen. Es ist wichtig, sich auch in der eigenen Geschichte zu erinnern.«
So ist damit zu rechnen, dass noch weitere der 32 sorgfältig recherchierten Beiträgen der 23 Autorinnen und Autoren aufschlussreiche Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus im heutigen Landkreis Calw und dem südlichen Enzkreis geben werden. Den Herausgebern Gabriel Stängle und Thorsten Trautwein ist sorgfältige historische Forschung sehr wichtig – und in der Folge, »dass wir über dieses Vergangene ein ernsthaftes, offenes Gespräch führen, um unsere Gegenwart und Zukunft verantwortlich zu gestalten.«
»Der Kreis Calw in der Zeit des Nationalsozialismus« ist als 7. Band der »Edition Papierblatt« erschienen. Nach der Insolvenz des Verlagshauses Klotz hat das Medienunternehmen Morija gGmbH dieses Buch publiziert. Morija gehört neben Schuldekan Thorsten Trautwein und Zedakah e.V. zu den Initiatoren des Papierblatt-Projekts, das unter anderem Zeitzeugenberichte von Holocaust-Überlebenden auf der Bildungsplattform www.papierblatt.de bereitstellt.
In seinem Vorwort hebt Helmut Riegger, Landrat des Landkreises Calw, die besondere Bedeutung des Buchs als »eindrucksvolles Zeugnis« der Forschungs- und Erinnerungsarbeit hervor und drückt seine Hoffnung aus: »Möge dieses Werk viele Leserinnen und Leser erreichen und dazu beitragen, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig bleibt und uns alle zur Wachsamkeit und Verantwortung mahnt.«
Der Erste Landesbeamte, Dr. Frank Wiehe, betonte bei der Vorstellung im Landratsamt den ersten Artikel des Grundgesetzes: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« – Dieser Satz sei in seiner Schlichtheit philosophisch und zurecht eine »Ewigkeitsklausel«.
Das Buch kann bei uns in Maisenbach oder in den Buchhandlungen der Region erworben werden. Bestellungen sind direkt bei der MORIJA gGmbH möglich, E-Mail: info@morija.de, Telefon 07054 2488. Im Herbst wird zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen, bei denen verschiedene Autorinnen und Autoren sowie die Herausgeber selbst die Themen des Buches aufgreifen und mit dem Publikum ins Gespräch kommen wollen. Das Evangelische Bildungswerk koordiniert die Veranstaltungen und bietet ein Programmheft.

