Rachel Miller wurde am 21. Dezember 1928 in Brünn geboren. Ihre Mutter Marina war Kinderärztin und der Vater, Rudolf Goldman, Militärarzt in der Stadt Opava im Dreiländereck Tschechien, Deutschland und Polen. Sie hatte eine zwei Jahre jüngere Schwester, Edith. Ihr Bruder Franz war sieben Jahre jünger. Lange Zeit lebten die Menschen dort im Grenzgebiet größtenteils friedlich miteinander, erst mit dem Machtaufstieg Hitlers nahmen die Spannungen zwischen den Ethnien zu, ebenso wie die Feindseligkeiten gegenüber den Juden.
Mit der Eingliederung des Sudetenlandes ins Deutsche Reich begann für Rachel Miller ein langer Leidensweg, der sie in die Konzentrationslager von Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen führte. In Auschwitz wurde sie von den Eltern und Geschwistern getrennt, und war von da an auf sich alleine gestellt.
Nach Kriegsende kehrte sie zunächst zusammen mit ihrer Großmutter nach Brünn zurück, ehe sie sich auf den Weg nach Israel machte. (ausführliches Interview: Papierblatt: Rachel Miller)
In Israel heiratete sie Nathan und gemeinsam gehörten sie zu den Gründern des Moschaws Ben Ami bei Naharia, wo Rachel bis zum Einzug ins Beth Elieser wohnte. Über die Jahre ist »Frau Rachel« Generationen von Volontären und Langzeitmitarbeitern ans Herz gewachsen.
Sabine Fleger:
Die tapfere Frau Rachel mit ihrem Herzen voller Barmherzigkeit! Wenn ich für die Heimbewohner bete, habe ich immer zuerst an sie gedacht. Als Mädchen war sie mit ihrer Familie in der Oper und im Theater, mit Lackschuhen, im schwarzen Samtkleid, mit dickem Zopf. Sie hat immer so lieb von ihrem Vater erzählt, der ein Arzt und Tierfreund war. Und dann hat ihr der Holocaust alles zerbrochen. Trotzdem konnte sie nach dem Krieg zwei elternlose Jungen als ihre eigenen annehmen und großziehen, kümmerte sich als Bäuerin im Kibbuz um Avocadobäume und ihren Gemüsegarten, vor allem aber um alle Tiere, große und kleine – und auch um Menschen, kleine und große. Ihr im Beth Elieser wart ihr ein großer Segen, Trost und Beistand über viele Jahre. Ich denke daran, wie Frau Rachel Brotrinden und Grünzeug in der Stationsküche abgeholt hat, um in großer Treue die verschiedenen Kaninchen und den Chinchilla zu versorgen – am liebsten schon vor ihrem eigenen Frühstück. Hoffentlich hatte sie es nicht zu schwer auf ihrem letzten Weg. Gott sei ihr gnädig. Die Erinnerung an sie ist mir zum Segen. Ich habe sie sehr lieb gehabt. Sie wird mir fehlen.
Katharina Krappmann:
Voller Dankbarkeit und im Herzen mit vielen wertvollen Gesprächen und Begegnungen schaue ich auf die gemeinsame Zeit 2020 mit Rachel zurück. Das Teilhabendürfen an deinem Leben, gefüllt mit den schmerzlichen Erinnerungen und dem Dank der Versorgung durch Zedakah war ein Geschenk und eine Bereicherung für mich und mein Leben. Danke – du lebst in meinem Herzen weiter. Deine Katharina
Maria Schellenberg:
Ich hatte das Privileg, Frau Rachel als zusätzliche Mitarbeiterin auf der Stationsküche zu haben. Sie hat mir sogar gezeigt, wie man richtig gute Lattkes macht. Und auch sonst war sie für mich eine Bereicherung.
Hanna Scheifler:
Frau Rachel hatte immer eine große Liebe zur Natur, dem Garten und den Tieren. Sie hat die Bäume im Garten wahrgenommen – dass sie schief sind und gestützt werden müssen. Sie hat die Blumen auf dem Tisch wahrgenommen und mich einmal darauf aufmerksam gemacht, dass die Blumen richtig angeschnitten sind, (was sie durch die Vase gesehen hat). Sie war eine sehr eifrige Moadonbesucherin (»Moadon« heißt unsere Beschäftigungstherapie), die jede Tätigkeit geschickt ausführte, was mich immer wieder fasziniert hat. Das letzte Projekt war die Volieren-Innenausstattung, wo sie noch ganz selbständig die Ringe zu Ende geflochten hat. Frau Rachel hat nach dem Bunkerauszug auf dem Weg zum Frühstück gesagt, was über ein Jahr nicht möglich war: »Draußen regnet es.« – Jede Umarmung war viel besser als das Essen. Wir haben sie sehr geliebt. Sie wird uns in guter Erinnerung bleiben.
Renita Heinrichs:
Für mich war Frau Rachel eine Frau, die sehr geschickt war, Tiere geliebt hat und trotz allem Schweren ihren Sinn für Humor und Fürsorge nicht verloren hat. Immer, wenn ich sie begrüßt habe, um zum Beispiel mit ihr zum Moadon zu gehen, hat sie mich freundlich angelächelt und mir die Hand gedrückt. Das war unsere Begrüßung: ein fester Händedruck.
Wir nehmen Abschied von unserer Frau Rachel, die seit 2014 Teil unserer Zedakah-Familie im Beth Elieser in Maalot war. Nachfolgend noch ein paar Fotos von ihr, von Rachel Miller-Lansky, 21. Dezember 1928 bis 23. Februar 2025.


