Durch die unterschiedlichsten Veranstaltungen in unseren Häusern während der letzten 500 (!) Tage, in denen sich Israel im Kriegszustand befindet, haben wir viele neue Bekanntschaften gemacht, Beziehungen vertieft und Kontakte aufgefrischt. Vor allem Menschen aus unserer unmittelbaren Umgebung hatten Zeit, uns über diesen Zeitraum zu beobachten, mit uns zu leben.
Es ist ein besonderes Geschenk, wenn die anfängliche Skepsis weicht und – oft völlig unerwartet – tiefere, vertrauensvolle Gespräche und Beziehungen entstehen. Menschen öffnen ihre Herzen und lassen uns teilhaben an persönlichen Fragen, Sorgen und Nöten. Hier einige kurze Beispiele:
»Mein Mann ist vor zwei Monaten plötzlich gestorben. Du kanntest ihn doch. Jetzt steh ich allein da.« (Besitzerin eines Ladens, in dem wir immer wieder einkaufen)
»Unser altes Haus hat keinen Schutzraum. Jetzt lassen wir einen bauen. Mittlerweile ist dadurch schon unser ganzes Erspartes weg. Wir mussten sogar einen Kredit aufnehmen. Das haben wir noch nie gemacht. Was, wenn wir das nicht zurückzahlen können?« (Familie, die während der Raketenalarme bei uns gewohnt hat)
»Unser viertes Kind wurde vor 11 Monaten geboren. Einen Tag davor erfuhren wir, dass unsere 5-Jährige das zweite Mal an Krebs erkrankt ist.« (Besucher einer Veranstaltung)
»Mein Onkel ist L. Kennst du sein Bild? Weißt du, wie er aussieht? Er war über 100 Tage entführt in Gaza. Er wird nie mehr der Alte sein.« (Nachbarin)
»Meine Nichte ist am 7.10.2023 als Soldatin in ihrer Basis verbrannt worden. Sie war Offizierin der jungen Frauen, die jetzt aus der Geiselhaft nach Hause kamen. Ich freue mich sehr darüber, aber meine Nichte kommt nicht mehr zurück.« (externe Mitarbeiterin)
»Meine Eltern haben beide als einzige ihrer Familien die Lager überlebt – darf ich dir meine Geschichte erzählen? Dann möchte ich hören, warum du hier bist.« (Nachbarin)
»Meine Kollegin ist Muslima. Wir verstehen uns sehr gut, aber wenn wir über die aktuelle Situation sprechen … Kann ich wissen, was sie wirklich denkt? Auf welcher Seite sie steht?« (Evakuierte, die in Shavei Zion arbeitet)
»Mein Sohn ist mit 17 Jahren tödlich verunglückt. Mein Mann hatte mit Anfang 50 einen Herzinfarkt. Mein Enkel hat am 7.10.2023 sein ganzes Team verloren. Er hatte kurz vor dem Angriff seine Schicht auf der Basis beendet und deshalb überlebt. Noch immer wird er psychologisch betreut. Vielleicht ist er bald in der Lage, ein Studium zu beginnen.«
Usw., usw., usw. … jeder Mensch mit seiner Geschichte.
Vielen Dank für alle, die uns mit ihren Gebeten unterstützen. Wir brauchen so viel Zeit zum Zuhören, Weisheit für die richtigen Antworten oder empathisches Schweigen. Menschlicher Trost ist so schwach … der göttliche Trost schenkt Frieden.