Freiwillige Engel – Teil 2

eingetragen in: Israel, Meldungen, Mitarbeiterberichte

Nachfolgend berichten einige weitere »Freiwillige Engel«, wie sie den Dienst in Israel in diesen schwierigen Zeiten erlebt haben und warum sie bereit waren, bei uns auszuhelfen.

Rebecca:

Ich war vom 10.1. bis 18.8.2024 ein zweites Mal in Israel. Warum gerade jetzt? Der Krieg und seine Folgen für Israel und Zedakah haben in mir den starken Wunsch geweckt, wieder nach Israel zu gehen und damit praktisch zu zeigen, dass es da draußen noch Leute gibt, die auf ihrer Seite stehen. Im Nachhinein weiß ich, dass ich dort an der richtigen Stelle war und Gott es so wunderbar geführt hat.

Es war eine sehr intensive Zeit, mit den Heimbewohnern und Mitarbeitern im Bunker zu sein. Dementsprechend konnte die Arbeit sehr herausfordernd sein. Allerdings war für mich diese Zeit auch sehr gesegnet mit wunderschönen Erlebnissen mit Heimbewohnern, neuen lieben Freunden unter den Mitarbeitern und mit bewegenden Gesprächen mit Israelis. Viele waren sehr begeistert und gerührt von unserer Arbeit.

Diese Gespräche waren Geschenke des Himmels und eine Möglichkeit, für Jesus zu leuchten. Auch der Lärm und die schrecklichen Nachrichten des Krieges haben Spuren hinterlassen. Ich habe das Volk und sein hartes Leben im Mittelpunkt seiner Feinde miterlebt, aber auch Gottes Durchtragen und Schutz. Egal ob man Corona, »normale Zeiten« oder Krieg im Dienst erlebt hat: Gott ist immer da, trägt durch und segnet umso mehr. Der Start in Deutschland war ziemlich hart, aber ganz langsam finde ich wieder in ein Alltagsleben in Deutschland »zurück«. Der Krieg geht allerdings weiter … das Herz bleibt teils in Israel!

Daniel:

Von Ende Oktober bis Mitte November konnte ich drei Wochen zur Unterstützung in Shavei Zion sein. Manche Kollegen fragten nach dem Ziel meiner Urlaubsreise – nach größtem Erstaunen über meine Antwort war es dann erstmal nötig zu erklären, dass die Lage dort im Land völlig anders ist als das, was in westlichen Medien vermittelt wird. Daraufhin begegnete mir unerwartet viel ehrliches Interesse, und ich möchte meinem Gott zutrauen, dass diese Impulse genauso wenig zufällig sind wie alle Begegnungen mit Israelis vor Ort.

Nach meiner Rückkehr wurde ich hauptsächlich nach der Bedrohungslage oder eigener Gefahr gefragt, was mich dann nachdenklich gemacht hat. Natürlich sind die Sicherheitsüberlegungen bei allem präsent, auch die Sicherheitslage ist wieder anders, als sie im Mai war oder Ende letzten Jahres, als meine Volontärszeit zu Ende ging. Und doch sind für mich viel prägender die ganz alltäglichen Aufgaben, die Glaubensgemeinschaft mit bekannten und neuen Mitarbeitern, und für den Alltag im Ausnahmezustand Bekannten und (zunächst) Unbekannten einen geschützten Raum zu bieten, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn, und auch ihre Sorge zu teilen um Familienangehörige und Freunde, die täglich ihr Leben riskieren.

Simon:

Ich habe mich am 4. August nach Israel aufgemacht, um dort im Pflegeheim in Maalot bis zum 30. August auszuhelfen. Das war das Wochenende, an dem ein Angriff aus dem Iran in Israel erwartet wurde. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was mich dazu bewegt hat, wieder nach Israel zu gehen –gerade auch in dieser Situation. Ein Jahr davor war ich schon einmal zum Aushelfen dort gewesen, weil ich die Heimbewohner und Mitarbeiter so vermisst habe, da sie mir doch in meiner Volontärszeit zu einer Familie geworden sind. Vielleicht hat mich das Heimweh wieder nach Israel gezogen …

Das Befremdlichste für mich war die Umstellung der Räumlichkeiten vor Ort. So habe ich z.B. in einem der seit dem Bunkereinzug leerstehenden Heimbewohnerzimmer geschlafen. Auch die Arbeit im Bunker war ganz ungewohnt. Ich musste erstmal die ganzen Pflegeartikel finden, die in jeder Ecke des Bunkers versteckt sind, und mit den angepassten Abläufen zurechtkommen. Und doch hat es mir Spaß gemacht und mir gefiel es, mit so vielen Personen in einem Raum zu arbeiten. Zweimal habe ich Nachtschichten gemacht, in denen zweimal Raketenalarm in Maalot ausgelöst wurde. Da ich wach und im Bunker war, musste ich mich nicht extra in Sicherheit bringen. Während meiner ganzen Zeit habe ich mich nie unsicher oder ängstlich gefühlt. Ich habe mich geborgen, sicher und in Gottes Hand gewusst und konnte unbeschwert meine Zeit dort genießen. Beeindruckend fand ich, wie die dortigen Volontäre mit der Situation umgegangen und wie sie als Team zusammengewachsen sind. Trotz der schweren Situation vor Ort, im Land und im Volk, durfte ich in meinem Monat Aushelfen viel Spaß und Freude mit den Menschen dort haben. Mein Highlight war die Hochzeit des Enkels einer Heimbewohnerin.

Edith:

Heute Morgen wurde ich an meinem freien Tag aus dem Schlaf gerissen. Der Alarm ist wirklich nicht zu überhören! Und ich hatte Sorge, es beim Schlafen nicht mitzubekommen. Eins ist klar, es gibt sanftere Methoden, geweckt zu werden!

Nun bin ich als Ehemalige (2011 bis 2012 und 2015) seit drei Wochen hier in Shavei Zion zum Aushelfen. Mittlerweile habe ich mich an die Situation »gewöhnt« bzw. angepasst. Ich bin nicht mehr so angespannt wie am Anfang, wenn der Alarm ertönt, sondern weiß, was zu tun ist. Hier in Israel arbeite ich mit, weil Gott es mir aufs Herz gelegt hat und ich Israel besonders jetzt unterstützen möchte. Dass er mir die Ruhe gibt, merke ich sehr, und ich bin mega dankbar für die Bewahrung, die ich erleben durfte.

Hier habe ich gelernt, dankbar in teilweise »kleinen Sachen« wie einer alarmfreien Nacht zu sein. »Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille des Herrn …« aus dem 1. Thess. 5,16 hat mein Bewusstsein für Dankbarkeit sehr verändert. Ich blicke auf viele Begegnungen, schöne Ausflüge und wertvolle Gemeinschaft zurück und möchte dafür von Herzen Danke sagen!

Rahel:

Ich war vom 10.11. bis 19.11.2024 in Maalot und durfte dort aushelfen, neue Leute kennenlernen und die unbekannte Situation miterleben. Vor allem durfte ich mit Nelli Bayer viel über Urija sprechen, der mir auch in meiner Zeit sehr ans Herz gewachsen war … 

Dies war auch der hauptsächliche Grund, warum ich nach Israel gekommen bin! Ich konnte es nicht mehr ertragen, »nur« die Nachrichten zu hören! Ich wollte selbst mithelfen und vor allem wollte ich die Familie besuchen, deren Leid mein Herz zerbrechen lässt! Ich kann immer noch nicht verstehen, warum das mit Urija passiert ist, aber ich frage mich, ob es ein »Wozu« … gibt?! – Eins ist mir bewusst geworden, dass er ein großes Zeugnis ist auch für die Arbeit bei Zedakah.

»Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht !« – Johannes 12,24. Liebe Grüße und Shabbat Shalom!

Anna:

Ich war von 2015 bis 2016 als Volontärin in Maalot, wo ich überwiegend in der Pflege gearbeitet habe. Diese Zeit in Israel hat mich sehr beeindruckt und ich habe das Geschehen
hier regelmäßig auch über den Freundesbrief verfolgt.

Ich wollte eigentlich sehr gerne schon früher und zu einem anderen Zeitpunkt hier nochmal aushelfen, aber habe gerade jetzt über einen längeren Zeitraum Urlaub bekommen. Nach anfänglichen Bedenken, ob es nicht ein »Gott herausfordern« wäre, jetzt in ein Kriegsgebiet zu reisen, hatte ich doch den Mut gefasst nachzufragen, ob ich nicht zum Helfen kommen kann, einfach weil die Bewohner vielleicht gerade jetzt mehr Zuspruch brauchen. Hier angekommen, wurde ich herzlich empfangen.

und hatte das Gefühl, noch gar nicht so lange weg gewesen zu sein. Die Atmosphäre im Bunker empfand ich erdrückend, gedrängt, kein Tageslicht, wenig Privatsphäre und doch war ich berührt, wie selbstverständlich die Verantwortlichen und Mitarbeiter so freundlich, geduldig und gelassen den Arbeitstag auf so engen Raum gestalten.

Das ist Gnade. Ich bin so dankbar gerade jetzt in dieser Zeit diese Herausforderungen – aber auch fröhliche Momente – mit den Bewohnern und Mitarbeitern geteilt zu haben. Ich muss da an den Vers aus Jesaja 38,17 denken: »Siehe, zum Frieden diente mir bitteres Leid; du hast ja meine Seele liebevoll umfangen und sie aus der Grube des Verderbens gezogen …« – Ich bin gesegnet wieder in Deutschland angekommen.

Michael Kaufmann, Vater von Michelle, eine Andacht für das Evangelisationsteam in Sachsen:

Zuversicht: Es ist Sonntag. Um 6 Uhr morgens meldet sich mein Handy. Mein erster Gedanke: hab den Wecker von gestern nicht ausgestellt. Mit verschlafenen Augen sehe ich: Es ist nicht der Wecker, sondern »roter Alarm« in Maalot (Israel). In diesen Sekunden ist in Maalot, wo unsere älteste Tochter in einem Pflegeheim für Holocaust-Überlebende arbeitet, wiedermal Raketenalarm. Die Vorwarnzeit – vom Alarm bis zur Einschlagzeit der Raketen – beträgt null Sekunden. Mir ist klar, was jetzt dort passiert: Alle müssen im Bunker Schutz suchen. Die Bewohner des Pflegeheims leben schon seit einem Jahr dort drin. Alle Angestellten müssen so schnell wie möglich in den Bunker.

Was kann ich als Vater in solchen Momenten tun? Ich bin meinem ehemaligen Chef Heimo Ohly dankbar, der sagte: »Der Psalm 91 ist wichtig. Den beten wir jeden Tag vor der Arbeit, bis wir ihn auswendig können«. Darin heißt es: »Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe«.

Diesen Psalm betete ich an diesem Sonntagmorgen. Danach habe ich meine Augen zugemacht und konnte noch etwas länger schlafen. Manche fragen: Wie kann man da weiter schlafen, wenn das eigene Kind in so einem Gebiet lebt, wenn Raketen fliegen, wenn Terroristen darin wetteifern, wie man Israel auslöschen kann?

Meine Antwort: Die Gefahren sind alle da. Aber, Gott ist auch da! Der Psalm 91 ist kein Talisman, den man bei Notfällen rausholen kann. Mit diesem Psalm kann ich Gott nicht zwingen. Der Teufel hat das versucht, um Jesus eine Falle zu stellen. Er sagte: »Du kannst von der Tempelmauer runterspringen, eine super Show abliefern und wirst deinen Fuß nicht an einen Stein stoßen«.

Solche Gedanken sind Missbrauch von Gottes Wort. Jedem ist doch klar, es gibt kein Leben ohne Gefahr. Aber mitten in den Auseinandersetzungen habe ich eine Zuflucht und bin geborgen. Rings um mich herum schlägt es ein, aber mich trifft es nicht. Und die Einschläge kommen, das steht fest!
Das müssen nicht immer Raketen sein. Manchmal ist es eine Krankheit, die unverhofft da ist, schlechte Nachrichten in der Firma, Streit in der Ehe, eine rabenschwarze Nachricht nach der anderen. Entscheidend ist, wo Du stehst. Stell Dich unter den Schutz Gottes. Stell Dich unter das Kreuz von Jesus. Es kann kommen was will, bleib unterm Kreuz. Deine Burg ist Jesus. Kein anderer hat Zutritt. Die Zugbrücke wird hoch gezogen. Nimm die Bibel beim Wort und lebe unter Gottes Schirm.

Wenn Du in schwierige Situationen kommst dann bete so: »Herr, ich verstehe deine Wege nicht, aber ich vertraue dir dennoch«.