»Ich habe Urlaub – kann ich euch helfen?« – Diese Anfrage erreichte uns in den letzten Wochen immer wieder und gerne stimmten wir zu. Ehemalige Volontäre, die Mitarbeiter, Heimbewohner und die Abläufe vor Ort schon kennen, sind uns eine große Hilfe, bestehende Engpässe zu überbrücken und das Team vor Ort zu entlasten. Außerdem kommt dadurch natürlich auch die Verbundenheit mit Israel und unserer Arbeit in Maalot und Shavei Zion zum Ausdruck, worüber wir uns sehr freuen.
Hier berichten einige, wie sie den erneuten Einsatz in der aktuellen Ausnahmesituation erlebten.
Ich bin Sara und war von August 2022 bis August 2023 in Maalot, hauptsächlich in der Pflege. Dieses Jahr war ich im September für einen Monat zum Helfen wieder dort, weil die Mitarbeiterbesetzung immer knapper geworden war. Viele Menschen in meinem Umfeld konnten diese Entscheidung nicht verstehen und ich weiß nicht, wie oft ich die Frage »Warum machst du das?« beantwortet habe.
»Ich weiß, dass es ein Risiko ist, aber das ist es mir wert«, habe ich immer gesagt. Wenn ich die Chance habe, Israelis zu zeigen, dass ich auf ihrer Seit stehe, wenn ich die Chance habe, all die Menschen wiederzusehen, die mir wichtig geworden sind, und wenn ich die Chance habe, zu helfen, die Heimbewohner zu pflegen, dann ist es mir das wert.
Ich habe sehr viel mitgenommen aus dieser Zeit. Ich habe mehr Respekt für jede Peron, die im Norden lebt. Die jeden Tag mit der Anspannung und der Ungewissheit lebt, was kommen wird. Die sich Gedanken machen muss über jeden Schritt, den sie vor die Tür geht. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich in einen sicheren Bereich gerannt bin oder wie oft ich mich auf den Boden gelegt habe. Aber als wir einmal Alarm im Zug hatten und wir mit mehreren erwachsenen Menschen mitten in Tel Aviv in einem Zug auf dem Boden lagen, ist mir bewusst geworden, dass wir alle doch nur leben wollen. Die einen haben die Chance dazu, die anderen nicht. Unsere Freiheit in Deutschland ist riesig. Und ich habe sie wieder mehr schätzen gelernt.
Annina schreibt: Seit ich im Februar 2023 von meinem Auslandsjahr aus Israel zurück nach Deutschland gekommen bin, hatte ich den Wunsch, wieder nach Israel zu reisen. Ich habe immer wieder dafür gebetet, dass Gott mir die Möglichkeit schenkt, nach Israel zu reisen, um in Maalot bei Zedakah auszuhelfen, wenn es sein Wille ist. Ich habe darauf vertraut, dass Gott alles in seiner Hand hält und mich auf der Reise und in der aktuellen Situation im Land beschützt. Nach den Ereignissen des 7. Oktober 2023 haben einige Menschen in meinem Umfeld zu mir gesagt: »Du bist doch sicher froh, aktuell nicht mehr in Israel zu sein.« Doch dieser Aussage konnte ich nie zustimmen. Es fiel mir schwer, die Ereignisse aus der Ferne mitzubekommen, ohne selbst vor Ort zu sein, um mir ein eigenes Bild von der Situation zu machen und zu sehen, wie die Lage in Israel tatsächlich ist.
Mein Einsatz dann im September 2024 war sehr positiv. Es hat mich sehr gefreut, wieder dort zu sein und die Mitarbeiter zu treffen. Als ich in Israel angekommen bin, war ich ehrlich gesagt überrascht, wie normal das Leben auf den ersten Blick trotz der Kriegssituation ist. Trotzdem habe ich einiges vom Krieg mitbekommen: Es gab immer wieder Raketenalarm in der Umgebung, auch direkt in Maalot und man konnte die Abschüsse des Iron Dome und der Militärflugzeuge sehen und hören. Zudem gab es teilweise auch verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, wie z. B. Personenbeschränkungen innerhalb und außerhalb von Gebäuden, die Anweisung, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben, und Online-Unterricht für Schüler im Norden Israels. Ich hatte während der Zeit keine Angst, aber das Leben in der ständigen Anspannung, dass wieder ein Alarm ausgelöst werden könnte und man nicht weiß, was passiert, ist besonders für die Einwohner im Norden Israels psychisch belastend.
Man merkt dort sehr, dass viel für Zedakah gebetet wird. Oft gab es in den umliegenden Orten Alarm, aber Maalot und Shavei Zion blieben verschont. Besonders eindrücklich war der Abend des 1. Oktobers, als fast im ganzen Land Raketenalarm ausgelöst wurde. Wir waren gerade von der Bibelwoche in Sichron Yacov zurück nach Maalot gefahren. Während fast überall Alarm war, blieb der Norden, einschließlich Maalot, verschont.
Ich war zum Aushelfen wieder in der Großküche in Maalot, da ich während meiner 18 Monate bei Zedakah dort eingesetzt war. Ich bin schnell wieder in die Arbeit reingekommen, auch wenn durch die Bunkersituation manche Abläufe anders geregelt waren. In der Bunkerküche war es enger als sonst, aber gleichzeitig hatte ich mehr Kontakt zu den Heimbewohnern, was mich sehr gefreut hat.
Ich konnte während meiner Zeit dort auch ein paar Ausflüge im Land machen. Vor meinem Rückflug war ich einen Tag in Jerusalem und einen halben Tag in Tel Aviv. Dort ist mir aufgefallen, dass aktuell sehr wenige Touristen in Israel sind, und die Menschen sich umso mehr freuen, wenn Ausländer in dieser schwierigen Zeit aus Solidarität ins Land kommen. Ich bin sehr dankbar für die drei schönen, gesegneten und bewahrten Wochen, die ich in Israel verbringen durfte. Die Erlebnisse und der reale Einblick in die aktuelle Situation, besonders im Norden Israels, waren für mich sehr wertvoll. Mir ist es wichtig, diese Eindrücke den Menschen in meinem Umfeld weiterzugeben, hier in Deutschland für Israel einzustehen und vor allem weiter für Israel zu beten.
Smilla erzählt, dass sie für drei Wochen in Maalot auf Station aushelfen durfte: Es hatte mich riesig gefreut, dass gerade in dem Zeitraum, in dem ich Urlaub bekommen konnte, auch Bedarf an Ehemaligen war. Den Krieg sah ich nicht als Hindernis, denn ich hatte die Zuversicht, dass Gott mich auf meiner Reise bewahren wird. Ich sah (und sehe es immer noch) als großes Geschenk, gerade auch in dieser Kriegszeit für die Heimbewohner da sein zu dürfen, Liebe weiterzugeben, ihren Alltag ein wenig mitgestalten zu können und ganz nebenbei noch zu versuchen, eine Hilfe für die Mitarbeiter zu sein.
Ein besonders eindrücklicher Abend, den ich erleben durfte, war eine Veranstaltung am Platz der Entführten in Tel Aviv. Angehörige erzählten von ihren Lieben, die sie vermissen oder verloren haben. Diese Verzweiflung, Trauer und Hoffnung auf Befreiung der Entführten hat mich sehr bewegt und mein Gebet für die Geiseln, ihre Angehörigen und das ganze Volk Israel nochmals sehr geprägt.