Beerdigung von Urija Bayer

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Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? (Psalm 27,1)

Worte benötigt es keine – eine stille Umarmung, gemeinsame Tränen. Der Hals der Mutter Nelli Bayer ist geziert von einem Kettchen, an dem die ungebrochene Erkennungsmarke ihres Sohnes hängt, Urija Bayer, Soldat der Sondereinheit Maglan. Urija hatte seinen Namen von Psalm 27: Urija = »der Herr ist mein Licht«.

Mit einfühlsamer Professionalität hat das israelische Militär die Familie in den festgelegten Ablauf einer militärischen Beerdigung aufgenommen. Nachdem Urija am Donnerstag, dem Tag des achten und letzten Chanukka-Lichts schwer verletzt wurde, gab es nur wenig Hoffnung auf Überleben. Das Schrapnell durchdrang seinen Kopf und beschädigte beide Gehirnhälften schwer, ohne wieder auszutreten. Der Familie blieben vier gnädige Tage, um an seinem Bett zu stehen, um zu hoffen und doch Abschied zu nehmen. Am Sonntag, den Dritten Advent, nahm ihn sein Herr, an den er geglaubt hat, dem er sein Leben anvertraut hatte, zu sich in sein ewiges Licht. Was das Johannesevangelium über den Täufer berichtet, trifft voll auf Urija zu: »Er war nicht das Licht, sondern er zeugte von dem Licht« (Joh.1, 8).

Sein persönlicher Glaube war nicht geheim. Seine Kameraden wussten, dass er an Jesus, den Messias glaubte. Auch wenn Urija kein Mann vieler Worte war, er hatte immer ein freundliches Lächeln. »Gab es je EINEN Menschen, mit dem er im Zwist gelebt hat?«, so sein Saba, Hans Bayer, über ihn. Die drei Monate Vorbereitungszeit auf den Militärdienst, die durch das messianische Gemeindenetzwerk in Israel angeboten werden, hat er bewusst genutzt; das hat ihn verändert und geprägt, bestätigten seine Cousins, die ebenso im israelischen Militär dienen.

Yossi Ovadya, Gemeindeleiter von Karmiel, sagte nach seinem Besuch am Krankenbett, als schon der Hirntod festgestellt war: »Ich habe eine schwer trauernde Familie angetroffen – aber sie sind nicht zerbrochen! Die lebendige Hoffnung ist stärker!«

Am Dienstag, 19.12.2023 um 12 Uhr israelischer Zeit war die Beerdigung auf dem militärischen Teil des Friedhofes von Maalot-Tarshiha angesetzt. Die israelischen Medien aus allen Teilen des gesellschaftlichen und politischen Spektrums haben am Tag zuvor auf vielen Kanälen ausführlich vom Tod dieses jungen Deutschen berichtet, des evangelischen Christen, der sein Leben für Israel gegeben hat. Unter der Überschrift »Welle der Dankbarkeit und Bewunderung …« schreibt allisrael news: »Selbst religiöse Nachrichtenseiten, die normalerweise weder Christen noch der israelischen Armee freundlich gesinnt sind, schrieben nach Urijas Tod bewundernd über ihn.« – Mickey Levy, Knessetabgeordneter der Yesh Atid-Partei, erwähnte Urija in seiner Rede im Parlament und dankte der Familie für ihr Opfer im Namen der Nation.«

Für Urija wie für seine Geschwister, Cousins und einige ihrer Ehefrauen ist es reine Selbstverständlichkeit, im israelischen Militär zu dienen. Die Herzensbindung an Israel besteht nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie selbst bereits zur zweiten oder dritten Generation im Land Israel gehören. Die größere Bindung ist vielmehr die, die auch Urija bezeugte: Dass er persönlich an den Gott Israels glauben lernte und seinen persönlichen Erlöser in Jesus Christus gefunden hatte, dem König Israels und Herrn der ganzen Welt. Der Krieg in Israel war für ihn nicht ein Krieg wie zwischen zwei beliebigen, verfeindeten Nationen – solche Kriege gab und gibt es viele. Nein, hier kämpfte Urija an der Frontlinie des Kampfes zwischen Licht und Finsternis, gegen ein teuflisches Anliegen, das Volk Israel auszurotten und dabei doch nur den Augapfel Gottes anzutasten.

Der Weg zum Friedhof war gesäumt von vielen Einwohnern von Maalot, die ihm mit dem Schwenken der israelischen Fahnen das letzte Geleit gaben und der Trauerfamilie Bayer beistanden. Die Polizei hatte Mühe, den Verkehr in der Nähe des Friedhofes zu regeln. Der Strom von Menschen mit israelischer Fahne wollte nicht abreißen. Vorsichtige Schätzungen sprechen von ca. 2000 Anwesenden. Der deutsche Botschafter, Vertreter aus der Politik, mehrere Direktoren namhafter Kliniken Israels, viele unserer messianischen Geschwister und Gemeindeleiter, die Geschwister von Kibbuz Bethel aus Sichron Yaakov – alle waren gekommen.

Mit immer wieder innehaltender, und doch fester Stimme gaben Kameraden, Vorgesetzte, dann die Schwester und schließlich die Mutter ihr Abschiedswort: »Mein kleiner Junge ist heimgegangen zur Quelle des Lichts!« – Dass er an seinen Erlöser, Jesus Christus, glaubte, war ein offenes Bekenntnis.

Es war ein schwerer Tag; die Trauerwoche hat begonnen. Es ist überwältigend, unter welch großer Anteilnahme viele Menschen aus zum Teil weit entfernten Gegenden des Landes kommen, um mit den Trauernden zu reden und sie zu trösten. Unser Gebet und Wunsch ist, dass Urija ein Samenkorn sein darf, das unser HERR gebraucht und aufgehen lässt mit der zugehörigen göttlichen Verheißung von viel Frucht!

Als Werk Zedakah möchten wir unseren Mitarbeitern, besonders der Großfamilie Bayer herzlich danken und sie dem anbefehlen, der »der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes« ist (2. Kor. 1,3). Wir befehlen alle Mitarbeiter in seine Hand und unter seinen Schutz und wissen, dass SEIN Weg heilig ist, auch dann, wenn wir seine Gedanken (noch) nicht verstehen. »Es sind Gedanken des Friedens, und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung« (Jer. 29,11).

Allen Betern und Freunden möchten wir von ganzem Herzen für die Gebetsunterstützung danken und die Familie und das Werk auch wieder neu der Fürbitte anbefehlen.


Schalom aus Maalot,
Martin Meyer, 20.12.2023

Johannes Vogel von der Bibelschule Breckerfeld schrieb am 20.12.2023 auf Facebook:

Die Trauerfeier von Urija Bayer war bei allem Leid ein Siegeszug und eine Proklamation! Es waren ca. 2000 Menschen auf der Beerdigung. Darunter 3 Klinikleiter von verschiedenen Krankenhäusern, der deutsche Botschafter, viele ranghohe Militärleute. Die Straße in Maalot war vom Pflegeheim bis zum Friedhof auf beiden Seiten voll mit Menschen mit Fahnen. Gestern kam eine 30 minütige Reportage über Urija im israelischen Fernsehen. Die Zeitungen und Nachrichten sind voll von Berichten über diesen Fall und die Israelis können nicht verstehen, dass ein deutsch messianischer Christ sein Leben für Israel lässt. Die Trauerwoche geht noch 4 Tage.