»Betet auch für meinen Sohn«

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Bauhelfer Günther Rapp schrieb – noch vor dem Tod Urijas – über seine Eindrücke:

»Ich freue mich, dass ich dieses Jahr wieder hier in Shavei Zion als Bauhelfer sein konnte. Auch nachdem das schreckliche Massaker geschehen ist und der Krieg gegen die Hamas begonnen hatte, verspürte ich keine Angst, trotzdem hierherzukommen. Ich war der Meinung, und bin es noch, dass ja das Team hier mit der Situation leben muss, so kann ich das auch für die dreieinhalb Wochen aushalten. Ich bin in Gottes Hand. Er kann mich und alle bei Zedakah beschützen. Darum beten wir ja.


Doch schon gleich nach der Landung gab es auf dem Bahnhof des Flughafens Ben Gurion den ersten Alarm. Wie sich herausstellte, wurde die Rakete aber schon vor Tel Aviv abgefangen. Da war ich natürlich gespannt, wie das bei meinem Aufenthalt vor Ort sein würde. Doch in Shavei Zion war die ganze Zeit über kein Alarm, obwohl es nördlich in Rosh Hanikra und auch direkt südlich von uns in Akko Raketenalarme wegen der Hisbollah gab.
 Ich hatte keine schlaflosen Nächte, obgleich doch eine gewisse Spannung vorhanden war.

Als Hauptprojekt durfte ich die Gartenbänke renovieren. Ich bin so dankbar, dass ich dies rechtzeitig abschließen konnte. Auch konnte ich zweimal mit der Bahn nach Jerusalem reisen und Verschiedenes besichtigen – alles ohne einen Zwischenfall.
 Natürlich war überall das Militär präsenter als in den vorigen Zeiten und der Strand in Shavei Zion war noch Sperrgebiet.
 Trotzdem konnte ich zweimal, eben weiter südlich, im Meer baden.

Dass diesmal mein Aufenthalt mit den Chanukka-Feiertagen zusammenfiel, war noch ein besonderes Erlebnis. Dieses Dankesfest ist eigentlich eine fröhliche Erinnerung, doch beim vorletzten Kerzenanzünden, das ich in Tel Aviv auf dem Platz der Entführten miterleben durfte, war mehr die Bitte für ein Wunder Gottes für die Freilassung der immer noch nach 68 Tagen von der Hamas gefangenen Geiseln im Vordergrund.
 Abschließend kann ich sagen, dass ich sehr dankbar bin, in dieser besonderen Zeit hier gewesen zu sein, und ich damit zeigen durfte, dass ich an Israels und Zedakahs Seite stehe.«

Judith Rentschler berichtet:

An der Seite Israels stehen – was das bedeutet, erfahren wir seit Urijas Verletzung und seinem Tod noch einmal auf eine andere, tiefere Seite. Als Zedakah-Familie sind wir überwältigt von der sehr, sehr großen Anteilnahme und enormen Hilfsbereitschaft von Nachbarn, Lehrern, Gemeinden – auch weit über den direkten Bekanntschaftsradius hinaus.

Israel ist ein leidgeprüftes Volk, ein Volk, das umarmt und trägt, weint und ermutigt, trauert und hofft, kocht und betet.
Es ist so schwierig, diese Stimmung, diesen Charakter ins Ausland zu vermitteln, wo Israel als rachsüchtige, erbarmungslose Militärmaschine gesehen wird, die »selbst Schuld ist« an der ganzen Situation.

»Wenn die Araber ihre Waffen heute niederlegen würden, gäbe es keine Gewalt mehr. Wenn die Juden ihre Waffen heute niederlegen würden, gäbe es kein Israel mehr.« – Dieses Zitat wird der früheren israelischen Premierministerin Golda Meir zugeschrieben und bringt die Überzeugung der israelischen Bevölkerung treffend zum Ausdruck.

Israel will keine Kriege, keinen Kampf, keine 20-Jährigen mit amputierten Gliedmaßen, keine 19-Jährigen, die im Koma um ihr Leben kämpfen, keine 12-Jährigen, die wieder Bettnässer werden, keine 80-Jährigen, die sich nicht mehr aus dem Schutzraum trauen (und sich auch dort nicht wirklich sicher fühlen) – nicht in der eigenen Bevölkerung und nicht in den benachbarten Ländern. Israel verherrlicht nicht den Tod, sondern kämpft ums (Über-)Leben.

Im Gespräch mit einem Arzt aus unserer Nachbarschaft, der im Reservedienst schon einige Kriege und militärische Auseinandersetzungen miterlebt hat und seit dem 7.10. fast ununterbrochen die schrecklichsten Auswirkungen des Krieges unmittelbar vor Augen hat, meint er: »Vielen Dank, dass ihr für mich betet. Es ist fast nicht auszuhalten. Betet auch für meinen Sohn.« Er war vorbeigekommen, um sich zu erkundigen, wie er Urija helfen könne, als er noch im Krankenhaus lag …

Bitte betet weiter:

  • für Urijas Familie
  • für alle Söhne und Töchter Israels, die jetzt ihr Leben aufs Spiel setzen
  • für das medizinische Fachpersonal im Kriegsgebiet und in den Krankenhäusern
  • für Weisheit in allen Begegnungen und Gesprächen
  • dass die Hamas-Terroristen JETZT die Waffen niederlegen und die Geiseln freilassen. SOFORT wäre Frieden.