Ada Waits begegnet in Deutschland dem Erbe ihrer Mutter

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Israel-Freundestreffen in Maisenbach mit über 400 Gästen vor Ort und Livestream-Zuschauern

Schwere Nazistiefel, die einen Jungen in seinem Versteck unter der Matratze nicht bemerkten. Das krasse Gegenteil von der »Prinzessin auf der Erbse«, so erzählte Ada Waits bei unserem Israel-Freundestreffen am 1. Mai in Maisenbach. Dieser Junge war Waits Onkel, er kam schließlich doch vom Versteck im Ghetto ins KZ, wo er direkt nach der Ankunft zusammen mit seinem Vater ermordet wurde. Die Schwester dieses jungen Leo, Elli, war Ada Waits Mutter und überlebte zusammen mit Großmutter Rosa. Ein besonderes Talent verhalf ihr dazu, dass die SS-Leute die beiden verschonten:

»Ich zeichnete, ich porträtierte ihre Gesichter, diese mörderisch kalten Augen. Ich malte ihre Familienmitglieder, ihre Frauen, ihre Kinder. Sie hatten Frauen und Kinder daheim und mordeten Frauen und Kinder anderer Menschen in fremden Ländern.« – So schrieb Elli Liebermann-Shiber, einst in den Texten zu den Zeichnungen, die sie nach dem Holocaust anfertigte. 93 Zeichnungen voller Leid, Gewalt, Ausgrenzung, Willkür und Tod. Das Hilfswerk Zedakah veröffentlichte diese Bilder schon 1961, nun erschien in Zusammenarbeit mit Schuldekan Thorsten Trautwein im Rahmen der »Edition Papierblatt« eine hochwertige, um viele Hintergrundinformationen ergänzte Neuauflage: »Erinnerungen aus dunkler Vergangenheit«, erhältlich im Handel.

Ada Waits im Interview, mit einem Foto ihrer Mutter.

Dieses Buch war der Anlass, mit Ada Waits Kontakt aufzunehmen, der Tochter der Künstlerin. Zusammen mit ihrem Bruder Alexander und den Ehepartnern sind sie dann von Israel nach Maisenbach gereist. Eine wertvolle Begegnung für Trautwein, für unser Team von Zedakah, aber auch für die Gäste selbst: Ada Waits erklärte, sie sei hier dem Erbe ihrer Mutter begegnet – vor dem Publikum des Israel-Freundestreffens und vor mehreren Schulklassen konnte sie Zeugnis geben vom Werk und der Botschaft ihrer Mutter, die ihr eigenes Leben so sehr geprägt hat, wie dies bei vielen Nachkommen von Holocaust-Überlebenden der Fall ist. Die Gäste bedankten sich für das Andenken, das Elli Liebermann-Shiber, die bereits 1998 verstarb, hier über Jahrzehnte bewahrt wurde. Und waren sichtlich bewegt, als Thorsten Trautwein den Kindern die in der Handschrift ihrer Mutter überlieferten Texte aushändigte, die all die Jahre im Zedakah-Archiv schlummerten und die nun für die Neubearbeitung der Buchtexte redaktionell ausgewertet wurden.

Nach drei Jahren konnte am 1. Mai endlich wieder ein Zelt aufgebaut werden, wenn auch ein kleineres. Das Programm wurde vom mit moderner Medientechnik ausgerüsteten IP-Zentrum aus übertragen, auch online über Youtube. Aufgrund der unklaren Corona-Situation in der Planungsphase entschieden wir uns für diese Hybridlösung.

Corona hat unsere Arbeit sehr geprägt: Im Altenpflegeheim in der nordisraelischen Stadt Maalot, wo die von uns betreuten Holocaust-Überlebenden dank strikter Maßnahmen von schlimmen Ansteckungen verschont blieben; im Gästehaus in Shavei Zion, wo das Freizeitangebot immer noch ruhen muss, weil die Versorgung des Werks mit Volontären auch nach Corona noch eine Herausforderung ist; und in Maisenbach, wo der Gästebetrieb immer wieder pausieren musste. Mit großem Gottvertrauen gehen wir aber zuversichtlich in die Zukunft und planen eine Erweiterung des Altenheims in Israel.

Für den geistlichen Input bei den Zedakah-Freunden sorgte der Journalist und Theologe Johannes Gerloff. »Unzertrennbar – Land und Volk Israel«, so lautete das geistliche Motto des Tages. Gerloff machte Mut zum Bibellesen und lenkte die Aufmerksamkeit auf Hesekiel 36. Dort wurde durch den Propheten bereits angekündigt, dass die Juden in ferner Zukunft wieder im Heiligen Land wohnen würden. Wer als Christ sage: »Israel interessiert mich nicht«, der sei weltfremd, ja »bibelfremd«.

Johannes Gerloff

Mehr als 400 Gäste ließen sich nach Maisenbach einladen, der Livestream verzeichnete über 1000 Aufrufe und kann nach wie vor abgerufen werden. Nächstes Jahr, so unsere Hoffnung, soll der Israel-Freundestag wieder im großen Zelt stattfinden.