»Wären wir eine halbe Stunde früher dort vorbei gefahren …«

eingetragen in: Israel, Meldungen, Mitarbeiterberichte

Von Judith Rentschler

Seit Kriegsbeginn vor 146 Tagen lesen wir entsprechend der fortlaufenden Zählung den jeweiligen »Tagespsalm«. Je aussichtsloser die Situation, je verfahrener die Lage, umso schwerer fällt es uns, Worte des Gebets zu finden. In den Psalmen finden wir Hilfestellung.

Spuren des Kriegs am Himmel über Shavei Zion und Maalot – und Rauch über den Bergen des Libanon …

Oft scheint es, als seien die Psalmen Gebete, die genau für die momentane Zeit geschrieben wurden. Das Chaos unserer Gedanken und Gefühle beruhigt sich, indem wir uns daran erinnern, dass der HERR »vor der Lügenlippe, vor falscher Zunge« (»Fake News«) rettet, »unsere Hilfe vom HERRN kommt« – und nicht von den Vereinten Nationen.

Vertrauensvoll dürfen wir auf IHN blicken, »bis er uns gnädig ist« (es wird gut ausgehen), und dürfen deshalb schon heute »Frieden für Jerusalem« erbitten.

Besonders angesprochen hat mich vor ein paar Tagen Psalm 144, weil wir an diesem Tag sehr geballt die Aktualität dieser Worte erlebten. Zunehmend »erhitzt« sich die Lage an der Nordgrenze – so wird die steigende Alarmbereitschaft in unserer Nachbarschaft auf Hebräisch bezeichnet. Am Dienstagnachmittag hörten Mitarbeiter, die sich im Garten des Beth Eliesers in Maalot aufhielten, Raketenalarm aus den umliegenden Ortschaften und gingen daraufhin ins Haus. Schon bald waren Abschüsse des Abwehrsystems (und vielleicht auch Einschläge?) deutlich hör- und sichtbar. Auch in den Ortschaften entlang der Straße zwischen Maalot und Shavei Zion wurde Raketenalarm ausgelöst. Hier sahen und hörten unsere Mitarbeiter aus Shavei Zion die Abschüsse. Mit einer anderen Mitarbeiterin war ich zu diesem Zeitpunkt in Maalot. Beim Abfahren dachte ich nur »Bitte kein Alarm während der Fahrt« …

Auf halber Strecke sahen wir Polizisten und Soldaten am Straßenrand stehen. Vielleicht ein Unfall? Zuhause angekommen belehrten uns die Nachrichten eines Besseren: Eine Rakete sei dort eingeschlagen. Wären wir eine halbe Stunde früher dort vorbei gefahren …

Abends las ich den Psalm 144. Er spricht von Kampfgeschehen, aber auch von Gnade, Zuflucht und unserem Retter. Das hatten wir an diesem Tag erlebt. Gnade und Rettung, dass die Alarme und Raketen an unseren Häusern vorbeigingen und niemand zu Schaden kam. Zuflucht – in unseren sicheren Häusern. Wie viel Grund zur Dankbarkeit!

Weiter werden »rauchende Berge beschrieben« (Rauchsäulen von Gegenangriffen des israelischen Militärs im Südlibanon), »Blitze und abgeschossene Pfeile« (Spuren der Raketen und Abwehrraketen bei Nacht und Tag). Es geht um Rettung »aus der Hand der Söhne der Fremden« (immer noch sind über 130 Entführte in den Händen der Hamas und die Verhandlungen zur Freilassung scheinen aussichtslos) und um falsche Aussagen und Lügenworte (»deren Mund Falsches redet«).

Lasst euch ermutigen, anhaltend weiter zu beten und gerade in den Psalmen wahre Schätze zu entdecken. Mit euch beten wir für:

  • Bewahrung unserer Häuser, unserer Mitarbeiter und allen uns Anbefohlenen
  • Rettung der Entführten
  • Aufdeckung aller Lügen und Unwahrheiten bei der Berichterstattung