iP-Zentrum: Eine neue Perspektive auf Israel und jüdisches Leben in Deutschland

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Coronabedingt musste die Eröffnung des neuen iP-Zentrums in Maisenbach mehrmals verschoben werden. Am 19.9.2021 war es aber endlich soweit: Nachdem schon aufwendige digitale Veranstaltungen durchgeführt werden konnten und auch sonst im Rahmen des Möglichen Leben in das Gebäude eingekehrt war, wurde das neue Bildungs- und Begegnungszentrum nun durch Martin Meyer, den 1. Vorsitzenden von Zedakah, offiziell seiner Bestimmung übergeben: den Menschen eine andere Perspektive auf Israel zu eröffnen und gleichzeitig dem sich verstärkenden Antisemitismus in Deutschland entgegenzuwirken. 80 Personen nahmen unter 3G-Bedingungen direkt an der Veranstaltung teil, der Livestream auf Youtube verzeichnet zusätzlich knapp 300 Aufrufe (abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=5jGUGCHq4m0&t=9s).

Die Idee erschien anfangs waghalsig, so Architekt Peter Eberhardt – dem altehrwürdigen Zionssaal nicht nur das Dach zu sanieren, sondern ihn gleich aufzustocken. Doch für das ihm vorgeschlagene Projekt fing er bald Feuer und in Rekordzeit von einem Dreivierteljahr wurde das Bauvorhaben komplett umgesetzt. Dass dann beim Innenausbau riesige 120-Zentimeter-Fliesen, die man unvorhergesehen günstig bekommen konnte, exakt zum Grundriss passten, erschien ihm als zusätzliches Zeichen der Bestätigung von oben.

Durch eine größere Spende und umfangreiche LEADER- Fördergelder lässt sich nun eine Idee verwirklichen, die vor ein paar Jahren an das Werk Zedakah herangetragen wurde, das sich seit nunmehr über 60 Jahren um Holocaust-Überlebende in Israel kümmert. Es sei ja schön, dass dieser Dienst in Israel geschehe, sagte damals eine Jüdin zu Frank Clesle (Verantwortlicher bei Zedakah). »Aber was tut ihr eigentlich gegen den Antisemitismus in Deutschland?«

In mehrfacher Hinsicht soll das iP-Zentrum in unsere Gesellschaft hineinwirken, wie der neue Bereichsleiter Alexander Cyris erklärte: Neben Präsenzveranstaltungen, pädagogischen Spieleangeboten und Escape-Events sollen die vorhandenen Möglichkeiten auch virtuelle Begegnungen mit Menschen – zum Beispiel Holocaust-Überlebenden und deren Angehörigen – ermöglichen, vor allem auch direkt in Israel, wo das Werk tätig ist. Integriert ist auch die digitale Unterrichtsplattform »Papierblatt«, die Interviews mit Überlebenden und Fachvorträge zum Thema Holocaust präsentiert und darüber hinaus Unterrichtsentwürfe ergänzend zum Besuch in Maisenbach anbieten wird.

Gerade im Blick auf die Kooperation mit Schulen sieht Thorsten Trautwein, Kooperationspartner und Schuldekan im Kirchenbezirk, vielversprechende Möglichkeiten des iP-Zentrums.

Bürgermeister Dietmar Fischer gratulierte herzlich zur Eröffnung dieses wunderschönen Gebäudes und der grandiosen Einrichtung, die für Jung und Alt gleichermaßen von Nutzen sei – mit dem Ziel, Menschen und Nationen miteinander zu verbinden, was eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit sei.

Dajana Greger, Geschäftsführerin von »LEADER Nordschwarzwald« zeigte sich erfreut, dass dieses Projekt umgesetzt werden konnte: es sei ein Leuchtturmprojekt weit über Maisenbach und Bad Liebenzell hinaus – und die Umsetzung mit heimischem Holz sorge auch äußerlich für die nachhaltige Entwicklung der Region.

Daniel Caspary, CDU-Abgeordneter im Europa-Parlament, betonte die besondere Verantwortung Deutschlands im Blick auf den Kampf gegen den Antisemitismus und versprach die persönliche Unterstützung für das Zentrum, das ihm sehr am Herzen liege.

Rami Suliman regte als Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden und als Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland an, man müsse ihn Zukunft noch mehr »miteinander kommunizieren und viele Sachen miteinander machen«.

Die Eröffnungsfeier endete mit der Vernissage der ersten Kunstausstellung, die nun bis zum 21.10.2021 in den iP-Räumlichkeiten zu sehen sein wird. Die Malerin Marlis Glaser übergab dem iP-Zentrum zwei Bilder, die speziell für Zedakah und die Gedenkarbeit gemalt wurden: ein Porträt von Mordechai Papirblat, dem 98-jährigen Namensgeber des Projekts »Papierblatt« – und ein Gemälde mit Bäumen, die sein eindrucksvolles Leben repräsentieren, das von 900 Tagen in Auschwitz geprägt wurde. »Sein Name ist ein Denkmal«, sagte Schuldekan Thorsten Trautwein.

Aus der Vergangenheit zu lernen für eine bessere Zukunft – dies soll die Perspektive dieses Gebäudes sein. Weitere Informationen unter www.israelperspektive.de