Weit über 1000 Menschen versammelten sich am 1. Mai im Zelt in Maisenbach-Zainen beim Israel-Freundestreffen. Freunde Israels und Freunde des Werks Zedakah – ein hier ansässiges Hilfswerk, das sich seit über 60 Jahren in Israel um Holocaust-Überlebende kümmert. Im Norden Israels, in der Kleinstadt Maalot, haben Mitarbeiter aus dem Schwarzwald vor 40 Jahren ein Altenpflegeheim gebaut, davon erzählte der ehemalige Heimleiter Hans Bayer im Rückblick. Für seinen Ruhestand ist er in Israel geblieben, mit seiner Frau Christl feiert er in wenigen Wochen die Diamantene Hochzeit. Aus eigens zum Jubiläum erstellten Heften sangen einige ehemalige Volontäre hebräische Lieder.
Doch im Blick auf den Alltag in Maalot ist einem eigentlich nicht nach Feiern zumute: Seit über 200 Tagen befinden sich die Bewohner des Heims im Bunkerstockwerk, denn jederzeit können Raketen aus dem nahegelegenen Libanon einschlagen. Der ganze Norden ist immer wieder unter Beschuss, der Grenzstreifen ist seit Monaten vollständig evakuiert.
Eigentlich soll das Altenheim vergrößert werden, die Baugenehmigung ist da, auch finanziell ist Zedakah auf einem guten Weg. Aber gegenwärtig ist ans Bauen nicht zu denken, Vorsitzender Martin Meyer äußerte nachdenklich die Befürchtung: Was, wenn wir gar nach einem Raketeneinschlag wiederaufbauen müssten?
Für die nächste Zukunft fehlt es an Volontären, es sei verständlich, dass nur wenige in ein Kriegsgebiet ausreisen wollen. Und dennoch sind die Zedakah-Leute zuversichtlich und riefen zu kleinen Gebetsgemeinschaften auf – das ganze Zelt brachte die Anliegen des Werks vor Gott.
Und wohl nur durch Gottvertrauen ist es zu erklären, dass Kurz- und Langzeitmitarbeiter treu ihren Einsatz tun in Israel. Die Kinder von Hans Bayer haben inzwischen die Leitung der beiden Einrichtungen übernommen – neben dem Altenheim gibt es auch ein Gästehaus direkt am Mittelmeer in der kleinen Ortschaft Shavei Zion.
Bayers Enkelkinder haben – als deutsche Christen – sogar den Wehrdienst in Israel geleistet. Urija Bayer ist im Kampfeinsatz in Gaza verwundet worden und starb am 17. Dezember 2023 im Krankenhaus. Sein Vater Gideon berichtete von der schweren Zeit der Trauer, Mutter Nelli sang auf der Bühne ein ergreifendes Lied. Urijas Schwester Odelia war ebenfalls aus Israel angereist, sie war wochenlang in einer Bergungseinheit im Einsatz. Nachdem die ermordeten Israelis nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 geborgen waren, musste mithilfe von Archäologen in niedergebrannten Häusern nach Spuren Vermisster gesucht werden, um den Angehörigen die Gewissheit zu geben, ob sie tot sind oder möglicherweise als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Was die 24-Jährige gesehen – und gerochen – hat, hat sie tief geprägt. »Die bösartige Grausamkeit der Hamas-Terroristen lässt keinen Zweifel daran, was schwarz und weiß ist«, erklärte sie. Und trotzdem sei in den Medien oftmals nur die Schuld Israels an diesem Krieg ein Thema. »Es werden immer noch Geiseln im Gazastreifen festgehalten, die befreit werden müssen!«
Prediger Johannes Pflaum suchte die Erklärung des weltweit zu spürenden Hasses gegen Israel in der Bibel. Schon unter dem Pharao vor 3500 Jahren und bei den Persern sollte das Volk Israel ausgelöscht werden, vor 80 Jahren hätten es die Nationalsozialisten versucht – und auch für die Hamas sei die Vernichtung der Juden ein festgeschriebenes Ziel. »Feindschaft gegen Israel wendet sich gegen den lebendigen Gott«, resümierte Pflaum.
Per Videoübertragung war Arye Sharuz Shalicar im Zelt zugeschaltet. Er ist Sprecher der israelischen Armee und betonte: »Der 7. Oktober ist noch heute«, diesem vom Mullah-Regime im Iran unterstützten Pogrom und dem Hass auf Israel und die Juden, der auf den Straßen und an Unis weltweit beobachtet werden könne, müsse entschieden entgegengetreten werden. Er freute sich, dass sich so viele Freunde Israels versammelt hatten und rief den über tausend Besuchern zu: »Wenn dieses ›Nie wieder!‹ nicht jetzt ist, wann ist es dann?«
Von Timo Roller, in etwas gekürzter Fassung erschienen im Schwarzwälder Boten am 10. Mai 2024